Die
Klientin leidet an Brustkrebs im Endstadium. Die Ärzte haben sie mehr oder
weniger aufgegeben. Nachdem sie nun sehr viele Versuche gemacht hat, den Krebs
zu bekämpfen - erfolglos - ist sie nun bereit, sich die Hintergünde
anzuschauen. Der Konflikt mit ihrer Mutter wird sehr schnell deutlich, auffällig
ist jedoch, dass die Klientin kaum innere Bilder hat, alles ist dunkel, sie
fühlt sich hilflos und allein. Vom Kopf her glaubt die Klientin, sich mit
der Mutter längst versöhnt zu haben, in der Innenwelt stellt sich
die Thematik jedoch völlig anders dar. ...
Kl.:
Der Arzt sagt, ich soll mir überlegen, was ich
mache, wenn das jetzt weiter geht. Ob ich zu Hause bleibe, oder ob ich in die
Klinik gehen will. Zur gleichen Zeit sagen sie mir, ich soll mich jetzt darauf
einstellen und die Vorbereitungen treffen, daß es eventuell jetzt ganz
schnell zu Ende gehen kann.
Th.: Sag ihm, wie das für dich ist, wenn er dir das so sagt. Antworte
ihm ehrlich. Wie ist das für dich?
Kl.: Das ist für mich ein ganz großer Widerspruch.
Th.: Macht dich das eher traurig oder wütend oder resigniert oder
...? Wenn er dir so etwas sagt, es dauert nicht mehr lange, so was sagt er ja.
Kl.: Ja,
wir haben uns ja darüber unterhalten. Im ersten Moment hat mich das dann
schon betroffen gemacht. Aber es stimmt ja auch. Ich spür's ja auch in
mir. Und ich kann mir ja auch nicht ständig was vormachen. Und der Prozeß
läuft ja so ab, wie er das eben vor zwei Jahren schon gesagt hat.
Th.: Hmhm, also hat er quasi Recht gehabt?
Kl.: Ja, das ist der normale Verlauf.
Th.: Okay, dann geh mal zwei Jahre zurück. Schauen wir, wie die
Situation war. Und was hat er dir gesagt? Genau mal hinhören. Laß
die Situation noch mal da sein, denn so hat sie sich auch eingeprägt.
Kl.: Ich sollte mich operieren lassen. Und wenn ich das nicht tue, dann
wird es zwei Jahre etwa dauern, und dann wird also die Brust offen sein und
würde eben alles zerfressen sein und zu Ende gehen.
Th.: Hmhm, eigentlich hat er es gut gemeint. Er hat sogar Recht gehabt.
Aber es könnte ja auch sein, das ist wie so eine selbsterfüllende
Prophezeihung, wie so ein Guru: Wenn du das nicht machst, passiert das und das.
Zack, so ist es. - Guck mal nach, wie ist das für dich?
Kl.: Ich habe ja immer wieder gesagt, ich mache die Infusion. Sie sehen
ja, daß es mir gut geht. Mir ist es ja bis jetzt immer gut gegangen, außer
jetzt, nach der Klinik, nach dem Klinikaufenthalt und dieser Galvanotherapie,
wo sich eben alles sehr verschlechtert hat.
Th.: Ah ja. Gut, dann hol doch mal diesen Typ herbei, der diese Galvanotherapie
gemacht hat, weil, seitdem geht es runter, hat es sich verschlechtert. Hol ihn
mal herbei, schau ihn an. Ja, zeig ihm mal, was du meinst, was dir hochkommt.
Kl.: Hmhm, das habe ich ja bei der Behandlung ihm schon gesagt, daß
das also nicht so in Ordnung ist. Das kann gar nicht sein, daß man das
also unter solchen Schmerzen durchhalten kann. Das mache ich auch nicht mehr
weiter so. Da ist irgendwas nicht stimmig. Wenn ich also Schmerzmittel bekomme
und die überhaupt nicht wirken, dann kann man das nicht so machen. Und
Dr. B. hat also gesagt, daß also, wenn man die Galvano macht, daß
das immer voll angeschlossen werden muß und rein, und daß das anschließend
schwarz werden muß. Und da tut sich nichts. Und wenn sie sagen, das ist
nicht hoch genug eingestellt, ich halte es nicht aus. Dann sollen Sie sich halt
einmal selbst hinlegen und das mal spüren, wie das ist!
Th.: Genau. Soll der jetzt machen, sofort! Sind ja deine inneren Bilder.
Kannst du ja alles mal machen. Ist ja Phantasieebene auch. Soll sich mal hinlegen,
soll es mal spüren.
Kl.: Ja, das habe ich ihm ja gesagt, und da ist er wütend geworden und hat also gesagt, ich bewege mich ja dabei. Da kann er es also nicht richtig anschließen, da kann er den Strom nicht stark genug machen, weil ich die Schmerzen nicht ertrage. Er bricht die Behandlung ab. Da habe ich gesagt, das ist ja keine Motivation. Wenn man die Behandlung macht, wenn man die durchsetzen will, dann muß er auch wirklich den Patienten dazu motivieren. Und dann war er auch unsicher. Und dann hat er wieder abgeblockt und hat gesagt, es ist ja nicht so, er kann es ja verstehen, wenn das weh tut. Aber wir müssen das jetzt durchhalten.
Ich muß es auch nicht
so hoch haben, er kann es auch bei niedrigeren Sachen machen. Und dann habe
ich gesagt, dann wirkt es aber nicht. Ja, dann hat er gesagt, dann können
wir es beim nächsten Mal höher und bei jedem Mal. Wenn es also öfters
ist, dann wird es einfach, dann wird man sensibler. Habe ich gesagt, das kann
gar nicht sein. Da muß man ja also Mittel haben, wo man das dann durchstehen
kann.
Th.: Na ja, wie dem auch sei. Guck mal, was bei rausgekommen ist, und
sag's ihm. Wie empfindest du das jetzt? Hast dich drauf eingelassen, so gut
wie es ging. Deine Motivation war da, so gut es ging. Weil, du bist ja krank,
du bist ja motiviert. Wie geht es dir jetzt, wenn du ihn siehst?
Kl.: Wie geht es mir jetzt? Also schlecht. Und das habe ich ihm auch,
habe ich denen auch gesagt. Darum bin ich ja auch nach Wien, bin ich nach Hause,
und habe dann den Dr. B. angerufen. Aber der war in Urlaub. Also auf Kur, weil
er ja schon sehr alt ist. Und dann haben die mich nach Wien zu seinem Nachfolger
verwiesen. Und der hat dann gesagt, ich soll gleich kommen nach Möglichkeit,
er schaut sich das an. Denn das ist nicht so, wie das also gesagt wird. Und
ich bin dann auch hingefahren mit meiner Tochter.
Th.: Hmhm, laß ihn mal da sein. Schau mal, was er sagt.
Kl.:
Er hat also ganz klar gesagt, daß das so nicht geht. Er macht also höchstens
zwei Galvanobehandlungen bei Brustkrebs. Und wenn sich da nichts tut, hört
er sofort auf. Da ist viel gesagt worden, aber das ist immer nicht so eingetroffen.
Er macht es bei Brustkrebs und tut die Leute ja entsprechend ausbilden. Er war
ja jetzt erst bei K. auch in der Klinik und hat die auch ausgebildet. Und die
haben es ja jetzt auch. Und da hat er gesagt, jetzt in meinem Zustand, wie es
jetzt aussieht, würde er vielleicht noch einmal eine ganz harte Galvano
reingeben, aber nur unter Narkose. Und da muß alles schwarz gemacht werden,
richtig ausgebrannt.
Th.:
Sag dem mal, daß er eigentlich nichts anderes macht, als den Krebs
bekämpfen. Symptom bekämpfen. Guck mal, wie er reagiert. Er macht
das ja nicht weg, er macht nur das Symptom weg. Die Warnlampe will er nicht
mehr sehen. Ja, sag ihm das mal. Guck mal, wie er reagiert. Na, Kühlschrank
hat eine rote Lampe, die leuchtet wie wahnsinnig, die flackert, die macht einen
schrillen Ton. Irgend etwas stimmt hinten und vorne nicht. Und er hat nichts
anderes im Sinn, als diese Lampe zu zerschlagen, mit Strom, damit sie ja nicht
mehr brennt. Sag ihm das mal! Guck mal, was er dann sagt. Das ist das, was er
macht. Also sag ihm das in deiner Innenwelt, meine ich jetzt. Und guck mal,
wie er reagiert darauf. Hmhm, sag es mal mit deinen Worten, wie direkt du es
ausdrückst mit deinen Worten, na? - Die Klientin bejaht. - Er ist da als
Gehirnbild, als Phantasie-bild, weil, er ist ja quasi dadurch, weil du ihn erlebt
hast, ein Bestandteil von deinem System geworden. Er lebt jetzt quasi in dir
als Erinnerungsbild. Deshalb mußt du diesem Bild, diesem Phantasie-bild,
diesem Erinnerungsbild, mußt du dich tatsächlich auseinandersetzen,
echt, so mit triftigen Worten.
Kl.: Herr Dr. B.
Th.: Genau.
Kl.: Das ist ja auch das selbe, was ich jetzt die ganze Zeit gemacht
habe. Ich habe jetzt also alles eingesetzt, was wirklich war, und das hat keine
Veränderung ergeben. Es ist also immer weiter gegangen. Und jetzt, wenn
wir wieder mit der Galvano reingehen, dann tun wir ja nur einen Teil, hoffen
wir ja, daß das sich entweder auflöst, also zerfällt, dann haben
wir ein großes Loch da. Wenn wir Pech haben, dann geht das also bis runter,
daß die Lunge frei wird. Oder es wird also ein Teil, also die Metastasen,
also die Substanz, geht weiter, geht also in die Knochen rein. Die Gefahr besteht
ja. Oder wir lassen das jetzt so, und das jetzt in Bewegung gekommen ist, das
kommt alles raus und verteilt sich jetzt überall, irgendwo, das wissen
wir ja nicht. Ich spüre es nur, daß es schon begonnen hat, daß
es ja hier vorhanden ist, und ich jetzt diese Kernspin machen will, daß
ich einfach weiß, was los ist. Denn ich merke es ja, ich habe ja jetzt
überall diese Schmerzen. Und wo das eben andockt, ich spüre das ja
nicht. Aber ich merke das ja im Organismus.
Th.: Ja, schau mal, wie er reagiert darauf, mit seinem Gesicht.
Kl.: Ja, und da hat er ja gesagt, das stimmt, aber andere Möglichkeiten
haben wir nicht mehr viele.
Th.: Also, er weiß keine anderen?
Kl.: Er hat, eh, ich hab, wir haben das dann durchgesprochen. Wir sind
auf acht Punkte gekommen. Als erstes, daß wir also die schonendste, also
wo wir erst einmal am wenigsten, mit der Galvano, das ausprobieren. Als nächstes,
eine Chemotherapie, daß wir eine leichte reingeben. Was war das dritte?
Das wir eine Operation eventuell noch machen, wenn also der Operateur bereit
ist. Das vierte? Daß ich das neue Verfahren, was die Wiener machen, mit
der Radioaktivität, da wollen sie sich noch erkundigen. Das fünfte,
was die Ungarin macht mit der neuen Substanz, aber die also auch noch nicht
so ausgereift ist, was, wo jeder eigentlich rumexperimentiert, wo, was, ich
habe ja auch die amerikanischen Medikamente genommen, die nicht gewirkt haben.
Th.: Ja, wie ist das für dich, wenn du das so siehst?
Kl.: Das ist eigentlich alles nur, Äußerlichkeiten sind. Ich
muß, das haben wir vorhin schon mal besprochen, auf, an den Punkt kommen,
wo ich die Ursache herbekomme.
Th.: Gut, dann laß mal den Krebs auftauchen, als Phantasiebild,
als was auch immer. Und sag ihm so was, wie: Es gibt so viele Möglichkeiten,
ich habe sie alle ausprobiert. Der Arzt hat es ausprobiert, der hat es mit Galvano
gemacht, der will es mit Chemo machen. Die wollen dich alle bekämpfen.
Aber anscheinend ist er stärker. Na, die haben alle keine Chance gegeben,
dem. Die wollen alle kämpfen, die wollen ihn fertig machen. Aber frage
ihn mal, warum er bei dir da ist. Du mußt dich mal mit ihm auseinandersetzen,
ganz klar. Frag ihn mal als allererstes: Warum bist du da? Und hör mal,
was dann kommt.
Kl.: Warum bist du da? - Pause -
Th.: Ja, was willst du mir sagen, zeigen? Was soll das? Die anderen wollen
ihn alle fertig machen. Aber warum ist er denn eigentlich da? Was will er eigentlich?
Schau mal, wie du ihn dir vorstellst, wie das Phantasiebild aussieht. Mach dir
mal ein Bild davon, von deinem Krebs.
Kl.: Er ist aufgetaucht.
Th.: Red mit ihm: Du bist aufgetaucht.
Kl.:
Du bist aufgetaucht, als die Auseinandersetzungen waren mit meinem Vater.
Th.: Okay, jetzt hole deinen Vater herbei. Zeig ihm das. - Papa, ich
habe Krebs gekriegt, wie ich angefangen habe, mich mit dir auseinanderzusetzen.
- Zumindest ist er da aufgetaucht, der Krebs. Nimm deine Worte. Hol deinen Vater
herbei, sag es ihm. Wie sieht dein Vater aus? Schau ihn an. Welchen Gesichtsausdruck
hat er? Wie geht es ihm?
Kl.: Ich kann ihn nicht sehen.
Th.: Dann sag es ihm: Ich kann dich nicht sehen, aber komm mal her.
Kl.: Ich kann dich nicht sehen, komm mal her!
Th.: Ja, und dann sag es ihm: Irgendwie, Papa, ist der Krebs aufgetaucht,
wie ich angefangen habe. Zumindest in dem Zeitpunkt ist er aufgetaucht, was
auch immer. Rede mit deinem Papa, bleibe mit ihm im Gespräch. - Pause -
Kl.:
Als du so krank warst und ich mich für dich eingesetzt habe und mit
dir ins Krankenhaus bin, als sie dich liegengelassen haben und dich sterben
lassen wollten und du so ausgetrocknet warst und ich in der Nacht noch den Arzt
und den Sanitäter geholt habe und dich ins Krankenhaus gebracht habe. Und
davor schon, als die gesamte, deine Krankheit war, und sie alle dich immer wieder
nur liegen lassen wollten und ... (stöhnt) dich nicht betreuen wollten,
nur, daß du einfach in die neue Geburt gehst und du aber selbst nicht
wolltest und du so oft gekommen bist und dich behandeln lassen wolltest, weil
du so Schmerzen hattest. Wenn ich dich dann massiert habe oder dir etwas gegeben
habe, daß es dir besser ging, dann bist du heimlich zu mir gekommen, und
das hat sehr weh getan. (weint leise)
Th.: Ja, und der Schmerz. Schau, wie der Krebs jetzt reagiert. Laß
ihn da sein, deinen Krebs und deinen Vater auch. Er soll den Schmerz sehen.
Es ist okay, daß der Schmerz da ist. Die Tränen sind da, die dürfen
da sein, jetzt. (weint leise) Ja, zeig's deinem Vater, zeig es ihm ruhig. (weint
leise) Und zeig deinem Vater, daß du Krebs gekriegt hast. Er soll es wissen.
Kl.: (weinend) Du konntest ja nichts dazu. Das ist ja das ganze Leben
gegangen. Das waren ja immer die Auseinan-dersetzungen. Zwischen meiner Mutter,
meinem Vater und mir.
Th.:
Ja. Hol deine Mutter auch herbei, sie sollen es sich anhören, was du jetzt
zu sagen hast. Das ist wichtig. Es geht mittlerweile bei dir auch um alles.
Soll deine Mutter ruhig wissen. Deine Mutter im Kopf muß das wissen. Das
ist das Gedächtnisbild, um das es jetzt geht. - Die Klientin weint leise.
- Alle Informationen, alle Erinnerungen, hast du in deinem Kopf, und die arbeiten!
Die hängen irgendwie mit deinem Krebs zusammen! Und deshalb muß deine
Mutter im Kopf, dieses Gedächtnisbild, jetzt da sein, und du mußt
dich mit ihr auseinandersetzen. - Die Klientin weint leise. - Sag's deiner Mutter
mit deinen Worten, wie es dir geht, was passiert ist.
Kl.: (weinend) Die will es ja gar nicht wissen.
Th.: Ja, genau. Dann sag ihr das: Du willst es ja gar nicht wissen. -
Setz dich auseinander, sonst macht es der Krebs für dich! - Die Klientin
weint leise. - Sag mir mal, wie die Mutter da ist, schau mal hin.
Kl.: (weinend) Ich hab sie gar nicht.
Th.: Hol sie herbei. Nicht die Luft anhalten, atme einfach, atme! Laß
deinen Krebs auch mal da sein, so als Gestalt, als Phantasiefigur, oder wie
auch immer, als Symbol. Du mußt dich auseinandersetzen! Es gibt keine
andere Möglichkeit! Da arbeitet es ganz heftig in dir. Und nach Hamer ist
es ganz präzise das, was du eben gesagt hast. Besser kann man es gar nicht
beschreiben. Du bist grad dran am Thema, so wie ich das sehe von außen.
Kl.: (weinend) Das interessiert sie ja nur aus Neugierde. Aber selbst,
was es ist, das ist ja alles egal.
Th.: Sag's ihr, sag es ihr: Das interessiert dich ja nur aus Neugierde.
- Rede mit ihr! Mir geht es darum, daß du mit dem Gehirnbild redest, mit
dem Erinnerungsbild, weil da hat deine Mutter Macht in deinem Kopf. Darum geht
es. Damit mußt du dich auseinandersetzen. Deine Mutter da draußen
interessiert uns nicht. Aber deine Mutter im Kopf, die jetzt auftaucht, die
du dir anschauen kannst, wo du ein Gefühl zu hast, mit der muß du
dich auseinandersetzen, weil die hat Macht in dir, in deinem Informationsspeicher.
- Die Klientin schluchzt. - Sag's ihr: Du interessierst dich ja nur ... - Nimm
deine Worte.
Kl.: Du interessierst dich ja überhaupt nicht, wie es einem wirklich
geht, sondern nur die Neugierde, denn, egal, was ich mache, du bist ja jetzt
noch neidisch drauf, daß ich jetzt noch fortfahre und etwas mache, was
du nicht weißt oder nicht mitbekommst.
Th.: Weiß sie, wie es um dich steht?
Kl.: Ja, aber die nimmt das überhaupt nicht wahr, aber die will
das auch gar nicht wahrhaben.
Th.: Dann sag's ihr: Du willst das ja gar nicht wahrhaben.
Kl.: Du willst es ja gar nicht wahrhaben. Denn du siehst ja nur, daß
ich ja eigentlich alles mache, daß es mir nach außen hin gut geht.
Aber wie es mir wirklich geht ...
Th.: Sag ihr das, wie es dir wirklich geht und wie eng es um dich steht
und so weiter. Sei ehrlich zu ihr. Sag's ihr, setz dich auseinander. Sie soll
es wissen, sie muß es wissen.
Kl.: (schluchzend und leise weinend) Du fragst ja nie danach, und hast
noch nie danach gefragt! Nur immer, wenn ich euch mitnehme und irgendwohin was
Schönes mit euch mache. Das ist in Ordnung. Aber ob es mir dabei gut geht
oder nicht - weint stärker -
Th.: Ist okay, deine Verzweiflung darf da sein, deine Traurigkeit. Die
nehmen dich gar nicht richtig wahr. Du bist ihr Kind! Die nehmen dich gar nicht
richtig wahr. Du bemühst dich, und du gibst alles. - Die Klientin schnieft.
- Und du bist ganz hübsch alleine.
Kl.: (weinend) Mann, das ist das ganze Leben lang. - Die Klientin weint
stärker.
Th.: Zeig ihnen ruhig alles, was dir einfällt. Daß es schon
immer so ist und so weiter. Was dir weh getan hat. Red mit ihnen, das ist wichtig.
Halte Kontakt mit ihnen.
Kl.: (weinend) Du hast uns allen immer nur Leid zugefügt und dann
nach außen hin schön getan. Und immer nur alles, was du willst und
brauchst. Und wir haben aber alle das Spiel mitgespielt und spielen es heute
noch mit.
Th.: Ja! Ja, und sag, wie es dir geht mittlerweile, was du hast. Da scheint
es Zusammenhänge zu geben. Frag sie! Mach was! Jetzt! Der Schmerz, der
arbeitet, da ist was. Guck mal hin.
Kl.: Das geht ständig so weiter! Das war ein Fehler, daß ich
mich nie getrennt habe.
Th.: Ja. Von was getrennt habe?
Kl.:
Ich wohne im selben Haus mit den Eltern.
Th.: Rede mit ihnen, ich höre nur zu! - Ich lebe im selben Haus
mit euch. Es war ein Fehler, mich nicht von euch zu trennen, oder so. - Rede
mit ihnen, bleib in Kontakt mit ihnen, das ist wichtig.
Kl.: (schluckt) Ich habe mich als, ich habe immer in der Wohnung gewohnt.
Ich wollte ja so oft raus, und ich habe aber nie das geschafft! Weil ich immer
Mitleid mit dem Vati hatte, seitdem diese Krankheit war.
Th.: Sag's ihm direkt: Ich hab immer Mitleid mit dir gehabt.
Kl.: ... mit dem Vati gehabt und bin deshalb noch geblieben. Und dann,
als die schlimmen Auseinandersetzungen vor seinem Tod waren, wo du eben das
alles gemacht hast ... - Pause -
Th.: Sag ihr, was sie gemacht hat. Sag's ihr ganz konkret. Sie muß
es wissen. Setz dich auseinander!
Kl.: Das habe ich dir ja ganz klar schon gesagt, als die Auseinandersetzung
in der Nacht war, wo du ihn ins Kranken-haus hast, wo er fast ausgetrocknet
war, und die Ärzte dann auch geschimpft haben. Und dann tust du es immer
noch verniedlichen. Und dann hast du ihn wieder so intrigiert, daß er
sogar noch auf mich los ist, weil er von, von, von deiner Pflege abhängig
war. Wie du das, das ganze Leben gemacht hast mit allen. Und dir geht es nur
um das Geld, ist es immer gegangen. Und so geht es die ganze Zeit weiter. Die
hat sogar, auch jetzt noch, wenn ich so schlimm beieinander bin du hast nie
gefragt, ob ich irgend was brauche. - Die Klientin weint lauter.
Th.: Ja, und sag ihr, die Ärzte sind schon dabei, dich aufzugeben.
Es geht wirklich jetzt um alles. Sie soll es wissen. Anscheinend ist es die
einzige Möglichkeit, von deiner Mutter loszukommen. Dein Vater ist schon
weg. Du bist auch gleich unterwegs, so ungefähr in die gleiche Richtung.
- Die Klientin weint. - Sie weiß es vielleicht gar nicht, sag's ihr, red
mit ihr.
Kl.: - weint, atmet heftig - Sie weiß es nicht, weil, sie kapiert...
Th.: Sag ihr: Du weißt es nicht.
Kl.: Du weißt es nicht, was du eigentlich anrichtest. Ich habe
ja schon oft versucht, dir das zu erklären.
Th.: Tu es jetzt, zeig's ihr. Zeig ihr deine Brust. Guck, was sie irgendwie
mitgestaltet. Anscheinend ist sie mitbeteiligt. - Die Klientin weint. - Mach
ruhig Vorwürfe, darfst du alles machen. Du mußt jetzt tun, du mußt
jetzt handeln! Das muß jetzt raus, die Geschichte, sie muß geklärt
werden! Dein Konflikt muß raus. - Die Klientin weint. - Das ist ein Konflikt
in deinem Kopf. In dir arbeitet es ganz heftig. - Die Klientin weint, atmet
schwer. - Das ist okay, das tut weh, das ist wichtig.
Kl.: Du tust ja, du hast ja das Leben lang immer nur dich überall
reingehängt und hast ja gesehen, daß du bei deinen ge-samten Kindern
die Ehen auseinander gebracht hast. Das ist auch durch dein Handeln immer passiert.
Und ich war die einzige, die sich dem dann entgegengesetzt hat. Und dadurch
war ich ja immer die Böse, und deswegen hast du auch immer gegen mich oder
hetzt du gegen mich, auch heute noch. Das geht ja auch bei den Kindern von meiner
Schwester. Wenn die Kleinen kommen, weil das machst du ja genauso mit denen.
Du bist ja sogar eifersüchtig, wenn sie zu mir kommen.
Th.: Und zeig es, wie es für dich ist. Wie ist das für dich,
so zu leben?
Kl.: - weinend - Das ist kein Leben. Aber du tust mir leid, weil du es
nicht merkst. Und jetzt ...
Th.: Es zeigt ihr anscheinend niemand. Zeig es ihr doch mal deutlich!
Warum zeigst du es ihr nicht deutlich, was sie anrichtet?
Kl.: - schniefend und weinend - Aber das versteht sie nicht, sie ist
zu dumm.
Th.: Sag ihr das direkt: Du verstehst das nicht, du bist zu dumm.
Kl.: Du verstehst das ja nicht, du bist ja zu dumm. Und wenn du so weitermachst,
machst du der S. ihre Ehe auch noch kaputt. - weint - Und wenn du dich dann
immer wieder hinlegst und in der Nacht jetzt plötzlich mit Krankheiten
anfängst, denn wie du das auch beim Vati gemacht hast, daß du dich
hingelegt hast und angeblich Herzschmerzen hattest, wo überhaupt nichts
war, und ich mich dann runter gesetzt habe und nur mit dir geredet habe, und
plötzlich hast du dann wieder normal schnaufen können. Und dann haben
wir den Notarzt nicht bestellt. Dann ist es auch gegangen. Solche Shows abziehen!
Fünf oder sechs mal hast du jetzt den Herzkatheder dir legen lassen und
rennst von Arzt zu Arzt und hast nichts, nur um sie alle zu beschäftigen.
Th.: Ja, die braucht Zuwendung. Frag sie mal, ob sie Zuwendung braucht,
Aufmerksamkeit, nicht allein sein will.
Kl.:
Ja, das ist ja, jetzt bist du ja alleine. Und jetzt hast du eben das, und
jetzt tust du andere, die S., alle tust du jetzt tyrannisieren, noch mehr. Ich
nehme dich ja schon immer mit und die andere Oma, daß ihr euch einfach
ein bissel einen Ausgleich habt. Kein anderer geht ja mit euch weg.
Th.: Ja, so, jetzt guck mal genau hin, und stell mal eine Frage, auch
wenn sie unlogisch ist. Frag sie mal, ob sie dir deinen Krebs verursacht. Frag
sie, guck, ob sie nickt oder den Kopf schüttelt. Denk nicht drüber
nach. Mach das mal.
Kl.: Ich sehe sie nicht.
Th.: Dann frag sie mal, ob sie nickt oder den Kopf schüttelt in
deiner Vorstellung.
Kl.: Ich sehe sie nicht, ich sehe sie nicht!
Th.: Dann soll sie ja oder nein sagen. Vielleicht hörst du sie in
dir. Frag sie mal, vielleicht hörst du sie.
Kl.: Verursachst du meinen Krebs? - Pause -
Th.: Was hat sie geantwortet, ja oder nein? - Pause -
Kl.: Ich hör nichts.
Th.: Frag sie noch mal, sie soll antworten. Fordere es ein! Weißt
du, es ist das Gehirnbild, sie ist in deinem Kopf. Sie arbeitet in deinem Kopf.
Sie hat Macht, große, wie auch immer, Einwirkungen. Mußt im Hintergrund
immer was arbeiten. Frag sie, dieses Gehirnbild, dieses Erinnerungsbild, deine
Mutter in dir. Ja, was passiert?
Kl.: Es kommt nichts.
Th.: Gut, dann laß mal deinen Brustkrebs auftauchen als Gestalt.
Frag den mal. Welches Bild von deinem Krebs hast du? - lange Pause - Ja? Was
kommt?
Kl.: Gar nichts.
Th.: Kannst du dir denn deinen Krebs einfach mal vorstellen, so als Bild?
Denk dir doch mal was aus. Wie kann der aussehen? Wenn, nimm einfach deine Brust,
so wie sie jetzt aussieht. Irgendein Bild. Dann ist es ja in Kontakt mit Krebs.
Aber wenn du dir das Bild denkst, dann ist es ja mit anderen Aspekten in dir
verbunden. Ja?
Kl.: Ja, ich habe so als Bild jetzt einfach die Brust.
Th.: Genau, ja. So, frag mal die Richtung. Ist dieser Konflikt mit deiner
Mutter, deinem Vater, daß der gestorben ist und so weiter, diese Geschichte
da, mit ursächlich beteiligt an dem Brust-krebs? Wenn ja, soll jetzt das
Bild rot werden, und wenn nein, blau werden. Guck mal, was passiert. - lange
Pause -Müßte schon einfach was passiert sein, oder? Oder auch nicht?
Kl.: Nee, ich sehe nichts.
Th.: Nichts passiert? Na gut. Vielleicht ist es im Moment einfach noch
undenkbar für dich, so was, kann natürlich auch sein. Daß so
eine Sperre da ist. Na egal, wie dem auch sei. - Pause -
Kl.: Nee, es passiert nichts. Aber die sind ja auch nicht schuld.
Th.: Nee, nee, nee, es geht ja nicht um Schuld! Sondern es geht um das,
was arbeitet im Hintergrund. Schuld ist was katholisches. Gibt es offiziell
naturwissenschaftlich nicht.
Kl.: Ja, ist klar.
Th.: Es gibt immer im Hintergrund irgendetwas, was wirkt, was arbeitet.
Und du siehst ja deine Gefühle dahinter, deine Verletzungen. Und all das,
das ist ja das, was Hamer auch festgestellt hat. Nee, das sind Konflikte und
Schocks, und das arbeitet halt, das hast du halt nicht verarbeitet.
Kl.: Der ist aber schon vorher aufgetreten. Also in dieser Krankheitsphase,
da waren wahnsinnige Familienauseinandersetzungen.
Th.: Genau, da hast du sie. Und das sind die Geschichten, die arbeiten
dann in dir. Die müssen irgendwohin, energetisch. Und wenn du sie nicht
verarbeitest, gehen sie auf die Körperebene.
Kl.: Das ist klar.
Th.:
Ja, also müßtest du dich ganz intensiv im Nachhinein beschäftigen,
damit in deinem Unterbewußtsein, in deinem Gehirn alles wieder befriedet
ist. Und das ist ja das, was wir machen. Wir gehen in deine inneren Bilder ...
Kl.: Das, das habe ich ja schon versucht, das habe ich ja schon allein,
diese Auseinandersetzung mit den Sachen, mich auseinandergesetzt. Und ich, wir,
haben innerlich mit ihr Frieden geschlossen. Hab einfach ...
Th.: Das kann nicht sein! Sonst wäre sie jetzt da und würde
lächeln und hätte kein Problem mit dir, und du würdest nicht
weinen. Ja, wenn du wirklich klar wärst ...
Kl.: Ja, weil jeden Tag, wenn ich, ist immer wieder was Neues! Ach. -
Pause; atmet tief aus -
Th.: Genau, sie hat immer noch die Macht, heißt das im Klartext.
Sie hat immer noch die Auslöser ...
Kl.: Es sind immer noch so Kleinigkeiten ... daß sie einfach einmal
...
Th.: Sag ihr das in dir. Ich höre immer nur zu: Du hast immer noch,
und du machst immer noch.
Kl.: Du machst immer noch dieselben Sachen. Ich habe dir gesagt, du sollst
nichts an meinen Sachen machen! Jetzt nimmst du wieder meine Wäsche, versuchst
da was zu bügeln, tust nur, wenn das drei Sachen sind, nach draußen:
"Ja, ich mache ja alles für dich!" Im Endeffekt ist das keine
Hilfe, sondern noch eine Belastung zusätzlich. Denn ich habe mir ja jemanden
geholt, die meine Wäsche mir machen. Denn dann kriege ich sie so gemacht,
wie ich sie brauche und wie ich sie hier mache und muß nicht noch danke
sagen.
Th.: Ja. Sag ihr, du willst nicht danke sagen.
Kl.: Nee, es geht nicht um das Danke sagen, sondern daß ich dann
immer wieder höre, ja, was sie macht.
Th.: Sag ihr das, sag ihr das, du mußt das klären mit ihr,
genau! Das ist das, was arbeitet, auch. - Die Klientin atmet tief aus; Pause
- Und schau mal, sie macht heute immer noch etwas, was du nicht willst! Das
heißt, du kriegst jeden Tag vorgeführt: Du hast nichts zu sagen.
- Die Klientin bejaht. - Du bist noch nicht einmal Herr über deine Wäsche.
Du bist immer noch das kleine Kind. - Die Klientin bejaht. - Ja, klar. Das heißt,
es ist ständig ein Stachel da, und das arbeitet. Hmhm, frag mal den Krebs,
ob das auch ein Beitrag ist. Du mußt rausfinden, was alles dazu wirkt.
- Die Klientin atmet tief aus; Pause - Brustkrebs ist normalerweise so der Aspekt
von Partnerschaft. Wenn es die rechte Brust ist? - Die Klientin bejaht. - Ja,
wobei Eltern aber auch Partnerschaft sein können, Beziehungen. Es ist nicht
ganz streng nur der Lebenspartner.
Kl.:
Ja, es sind Beziehungen, das weiß ich.
Th.: Okay. Linke Seite heißt das Thema Kind, heißt aber nicht
nur das eigene Kind, sondern selbst Kind sein bei den Eltern.
Kl.: Ich wollte ja ausziehen, aber dann kam die Krankheit. Das war ja
das Ziel, rauszugehen.
Th.: Okay, da kann
genau das dazu beigetragen haben. Spür mal, ob das stimmt. Du wolltest
gehen, dann ist die Krankheit gekommen. Das heißt, du wolltest gehen,
die ganzen Konflikte kommen dann hoch, die ganze Trennung kommt hoch. Wenn du
willst, die Angst kommt hoch. Ja. Du spürst, was ich meine? - Die Klientin
verneint. - In dem Moment, wenn du gehen willst, ist das Thema genau auf dem
Tisch, und dann wirst du krank. Ja, das kann der Auslöser sogar sein.
Kl.: Ich wollte den Tod vom Vater abwarten. Und dann wäre ich ja
sowieso raus, dann hätten sie mich ja sowieso rausgeworfen. Weil, sie wollte
ja die Wohnung anderweitig vermieten.
Th.: Und wie er dann gestorben ist? Wie lange hat es dann noch gedauert,
bis du deinen Krebs gekriegt hast?
Kl.: Den
hatte ich schon davor gehabt. Das war ja in den Auseinandersetzun-gen. Da hat
sie ja ständig schon rumort, äh, was war denn da? Da mußten
wir wieder einen Brief schreiben. Was sollte ich denn da zahlen, irgendetwas?
Hach, mit der Wohnung war wieder was. - atmet schwer -
Th.:
Ach, wir machen mal folgendes. Geh mal runter in den Gang, da waren ja verschiedene
Türen. - Die Klientin bejaht. - So, du nimmst dir mal eine Tür, wo
dahinter genau der Auslöser ist. Wir schreiben "Auslöser"
drauf auf die Tür. Muß irgendwas Konkretes, Markantes sein, was der
Auslöser war, in dem Streit schon vorher. Was auch immer. Muß irgendetwas
sein, was richtig reingehauen hat, so blitzartig, wie Hamer das beschreibt.
Wir schreiben einfach "Auslöser" auf die Tür, kein Problem.
Hast du das Wort, siehst du das Wort? - Die Klientin bejaht. - Gut, so, dann
öffnest du die Tür einfach mal, guckst mal in den Raum rein, symbolisch.
- Türöffnen wird eingespielt. - Schau mal, was du wahrnimmst, was
dir einfällt, was du siehst. Erinnerungen, oder was auch immer. Wie sieht
der Fußboden aus, wo bist du? - Pause -
Kl.: Es ist ganz dunkel.
Th.: Links neben der Tür ist ein Lichtschalter, das ist normalerweise
so üblich. Schalt ihn ein. Stell ihn dir vor, und schalt ihn ein. Wie sieht
der Raum aus? - Pause -
Kl.: Es ist dunkel, ich kriege kein Licht an.
Th.: Ja, dann greif in die Tasche, in die Hosentasche. Du hast eine Taschenlampe
in der Hand. Geht's? - Die Klientin verneint. - Gut, dann schicke ich dir einen
Boten vorbei, der dir was sagt oder zeigt. Und der kommt jetzt. Schau mal hin.
- Schritte werden eingespielt;
Pause
- Wer steht vor dir, schau mal hin.
Kl.: Ich sehe nichts.
Th.: Frag mal: Wer bist du?
Kl.: Wer bist du? - Pause -
Th.: Ja, gibt es eine Reaktion? - Pause - Die Klientin verneint. - Wie
fühlst du dich denn in dem Raum, wenn alles so dunkel ist? Geh mal rein
richtig, mal spüren. Ja, gibt es irgendein Gefühl? - lange Pause -
Kl.: Es ist warm, irgendwo oben, und kalt. Mich fröstelt es auch
gleichzeitig.
Th.: Hmhm, zeig das mal, sag das mal eben dem Raum: Irgendwie fröstelt
es mich in dir. Was für Bedeutung hast du? Auch warum du jetzt zum Beispiel
alles nur dunkel wahrnimmst. - Pause -
Kl.: Warum ist es jetzt so dunkel und so kalt? - Pause -
Th.: Ja, was antwortet der Raum? Was fällt dir ein? - Pause -
Kl.: Da kommt nichts. - Pause -
Th.: Hmhm, na gut, wenn nichts kommt, dann geh aus dem Raum raus, bringt
ja nichts. Können wir es nicht erzwingen, den Auslöser so sichtbar
zu kriegen. Okay, gehen wir zur nächsten Tür. Guck mal, welche du
nimmst, und dann öffnest du die. Zeig mir mal, welche du nimmst. - Pause
-
Kl.:
Die zweite von rechts.
Th.: Hmhm. Spür mal einen Moment, was sich vielleicht dir da offenbaren
könnte, mal hinspüren. Dann öffne sie am besten, jetzt! - Türöffnen
wird eingespielt. - Schau mal, wo du bist. Hmhm, was nimmst du wahr?
Kl.: Ich nehme wieder nichts wahr. - Pause -
Th.: Wie ist der Fußboden?
Kl.: Ich sehe keinen. - Pause -
Th.: Spürst du ihn? - Pause - Die Klientin verneint. - Bist du in dem
Raum drin, reingegangen durch die Tür durch? - Die Klientin bejaht. - Pause
- Wie ist das für dich, nichts wahrzunehmen? Keinen Boden unter den Füßen
zu haben, nur schwarz und kalt? - Pause -
Kl.: Ich weiß überhaupt nicht, was los ist. - Pause -
Th.: Und ist das auch dein Grundgefühl gegenüber deiner Krankheit?
Kl.: Im Augenblick ja, irgendwo.
Th.: Ja, es drückt sich ja immer so in den Bildern dann aus. Weil
die Bilderebene ist ja nichts anderes, wie als 'ne symbolische Ebene von einem
Hintergrund. Und wenn alles dunkel ist und kein Boden da ist, würde ich
auch vermuten, das drückt sich symbolisch so aus, du weißt gar nicht,
um was es geht. - Pause -
Kl.: Ja, ich weiß es schon. Ich habe aber jetzt keinen Boden mehr,
irgendwas, unter den Füßen. Ich fühle mich einfach hilflos.
Nur nach außen muß ich alles, funktionieren. - Pause -
Th.: Sprich mal dieses Gefühl an, Hilflosigkeit: Hilflosigkeit, ich
spüre dich, du bist ein Teil von mir oder ich kenne dich schon, aber ich
darf dich nicht zeigen, oder sowas. Als ob du mit diesem Gefühl sprechen
könntest.
Kl.: - atmet schwer - Alles ist ja eigentlich hilflos im Augenblick,
nicht nur ich.
Th.: Wenn du so willst, alles spiegelt deine Hilflosigkeit wider.
Kl.: Ja, weil keiner weiß ja was genaues, was wir tun sollen. Es
ist alles hilflos. Und was geschieht, das sind nur Äußerlichkeiten.
Th.: Hmhm, jaja, so drückt es sich halt auch in deinem Inneren aus,
keine Orientierung mehr. Dunkel, Hilflosigkeit, Betroffenheit. Schau mal, wer
auftaucht, wer dir weiterhelfen könnte.
Kl.: - atmet aus - Und es ist auch eine Angst da.
Th.: Ja, dann sprich mit der Angst: Angst, ich spür dich. - Rede mit
ihr. - Pause -
Kl.: Angst, ich weiß ... - Pause; atmet schwer - ...daß du eigentlich
nicht gut bist und ich ja keine Angst haben brauche. - Pause -
Th.: Frag sie mal, welche Botschaft sie eigentlich hat. Frag sie mal,
schau, was sie antwortet.
Kl.: Angst, was hast du für eine Botschaft für mich?
Th.: Hmhm. Was sagt sie, was teilt sie dir mit?
Kl.: Nichts.
Th.: Spür mal, wovor du Angst hast. Bleibe mit deiner Angst in Kontakt.
Warum ist die da? Warum hast du Angst? Was kommt?
Kl.: Die Angst ist Angst, du bist schon sehr lange bei mir, jetzt. Immer,
wenn die Schmerzen, wenn das alles stärker wird, wenn die Rituale ablaufen,
dann sind manchmal solche Ängste vorhanden. Und wenn ich dann mit ihr spreche,
daß ich keine Angst haben brauche, daß ich ja ruhig sein kann, daß
ja alles so sein wird, daß ich Hilfen bekomme, daß ich nicht allein
bin, daß Jesus Christus mir hilft ...
Th.:
Laß ihn doch mal auftauchen. Sag's ihm doch! Laß ihn mal da
sein, jetzt. Frag ihn mal, ob er dir hilft, ob er dir helfen kann, ob er dir
schon geholfen hat. Laß ihn mal da sein. - Pause -
Kl.: Jesus Christus, du hast mir immer die Hilfen geschickt ... ... im
Leben, wenn es oft aussichtslos war. Irgendetwas ist immer weiter gegangen.
- Der Therapeut bejaht. - Und so war es ja auch, als ich mit der Nierengeschichte,
mit dem Nierenstein war. Da war es ja auch so schlimm, daß ich operiert
werden sollte. Und in der Nacht hast du mir noch geholfen, und der ist abgegangen.
Wo ich davor auch aus dem Krankenhaus rausgegangen bin, wo sie mich einfach,
wo sie das nicht verstehen konnten, daß ich das nicht machen lasse, was
die tun wollten. Und ich habe es jetzt auch so durch deine Hilfe geschafft.
Und so waren immer, überall immer Hilfen da. Ich habe dann nie jemanden
gebraucht. Du hast mir immer das entsprechende geschickt ... ... daß ich
wieder selbst weitergekommen bin.
Th.: Frag doch mal Jesus, warum du damals Nierenstein bekommen hast,
was er sagt dazu. Frag ihn mal. - Pause
Kl.: Warum habe ich die Nierensteine damals bekommen, Jesus Christus?
- atmet tief aus; Pause -
Th.: Ja, was sagt er, was zeigt er dir?
Kl.: Das waren auch die Auseinandersetzungen.
Th.: Genau, ja. - Die Klientin atmet tief aus. - Hast du es damals verstanden?
- Die Klientin bejaht. - Spür mal, ob deshalb der Stein abgegangen ist.
Er hat sowas wie seine Aufgabe erfüllt. Frag ihn mal, den Stein, als er
da war, ob er deshalb von selbst weggegangen ist oder sowas. - Pause -
Kl.: Nein, von allein ist er nicht weggegangen.
Th.: Hmhm. Wer hat geholfen? Wer hat geholfen?
Kl.: Jesus Christus.
Th.: Ah ja! Gut, da frag ihn doch mal, ob er jetzt auch wieder helfen
kann. Denn anscheinend von allein geht der Krebs nicht. Frag ihn mal und schau
mal, ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt oder was er meint. - Frag
ihn ganz konkret.
Kl.: Jesus Christus, kannst du mir jetzt auch bitte helfen? Das ist eine
dumme Frage. Nur du allein kannst mir helfen, das weiß ich.
Th.: Er soll es sagen, das ist okay, aber er soll es sagen. Du sollst,
er soll nicken oder mit dem Kopf schütteln. Er ist auch ein inneres Bild.
Er ist mit allem verbunden, er kann ja oder nein sagen. Guck, ob es stimmt.
Kl.: Jesus Christus, hilfst du mir wieder, bei dem Krebs? Sag ja oder nein.
Th.: Genau. Kopfnicken oder Kopfschütteln? Ja, was passiert? - Pause
-
Kl.: Ich kriege kein Bild her.
Th.: Dann ruf ihn, er soll kommen in der Vorstellung, du brauchst ihn
oder was auch immer.
Kl.: Jesus Christus, bitte komm, hilf mir. Zeig mir den Weg. - atmet
tief aus - Pause -
Th.: Ja, was passiert?
Kl.: Nichts.
Th.: Wie ist das für dich? - Pause -
Kl.: - atmet tief aus; Pause - Ich bin hilflos.
Th.: Sag es ihm.
Kl.:
Ich bin ganz hilflos, Jesus Christus.
Th.: Spür mal, wie lang das Gefühl schon in dir ist, wie lang
du das kennst, Hilflosigkeit. Schau mal, was kommt, welche Erinnerung.
Kl.: - atmet tief aus; Pause - Ich bin immer allein, ich muß alle
Entscheidungen allein machen. Und da ist einfach oft die Hilflosigkeit erst
einmal da. - atmet tief aus -
Th.: Hmhm. Also Hilflosigkeit begleitet dich quasi so durchs ganze Leben.
Ist schon Normalzustand. Passiert häufig?
Kl.: Ja, aber dann löse ich ja die Sachen.
Th.: Hmhm, na klar. Hm, guck, was nach der Hilflosigkeit kommt. Gibt
es sowas wie Tatkraft, Selbstsicherheit, Ich-schaff-das-schon - sowas? - Die
Klientin bejaht. - Irgendwelche Gestalt oder welches Gefühl dazu gehört?
Kl.: Ja, ich werde es wieder packen. - atmet tief aus -
Th.: Genau. Genau der Teil in dir, der genau das weiß, der soll
mal auftauchen. Schau mal, wer da auftaucht. Wie dieser Teil in dir aussieht,
welches Bild dazu kommt.
Kl.: Da kommt jetzt nur wie so eine goldene Farbe, ist gerade gekommen,
sonst nichts.
Th.: Hmhm. Ja, sprich diese goldene Farbe an. Frag mal: Du bist sowas
wie meine Zuversicht, oder? - Red mal mit ihr, sprich sie an: Wer bist du? Welche
Botschaft hast du für mich? - Vielleicht sowas. - Pause -
Kl.: Goldene Farbe, was willst du mir sagen? Den kurzen Augenblick, den
ich gerade hatte. - Es kommt nichts.
Th.: Hmhm, wie ist das für dich?
Kl.: Das ist, jetzt macht mir das keine Angst. Nichts. Denn ich weiß,
da ist ja also die goldene Farbe, das hilft mir. Und das schaffe ich auch.
Th.: Gut, dann sag es ihr noch mal, der goldenen Farbe: Ich weiß,
daß du mir hilfst. Und ich weiß, daß ich es schaffe oder sowas.
- Sag's ihr!
Kl.: Du goldene Farbe äh, du gibst mir die Möglichkeit, du hilfst
mir, du bringst mich weiter.
Th.: Hmhm. Gut, dann mach das jetzt mal. Stell dir einfach mal vor, diese
goldene Farbe ist ja Energie, aus dem Kosmos, aus dem Universum, fließt
über so dein Scheitelchakra, einfach so eine Öffnung oben am Kopf,
kannst du dir ja vorstellen, in deinen Körper rein, einfach von selbst.
Spür mal, wo sie hinfließt, diese goldene Farbe. Laß sie ruhig
mal so lange fließen, bis sie von selbst aufhört zu fließen
und zeig mir mal, wie sich das anfühlt oder wie es dir geht damit. Sowas
vielleicht. - Pause; sanfte Musik wird eingespielt - Ja, spürst du sie
noch? Oder nimmst du sie noch wahr?
Kl.: Nee, das ist eben, sie fließt eben nicht richtig.
Th.: Ah ja, wo hängt es denn? Spür mal, wie sie fließt
und wo sie hängt.
Kl.: Ich kriege sie nicht rein.
Th.: Geht nicht in dich rein?
Kl.: Nee.
Th.: Aha. Frag mal, was los ist. Warum geht sie nicht in dich rein? Was
sperrt da? Was blockiert da? Sie ist ja quasi deine Zuversicht, nicht wahr?
Du sagst ja: Ich weiß, daß es funktioniert, das ist die goldene
Farbe. - Aber diese goldene Farbe, kannst ja richtig symbolisch nehmen, diese
Zuversicht, geht nicht in dich rein. Also was ist los, was blockiert da? Frag
sie mal.
Kl.: Goldene Farbe, warum fließt du nicht durch mich, warum umhüllst
du mich nicht? Was hält dich ab?
Th.: Genau. Ja, was passiert?
Kl.: Nichts.
Th.: Wie ist das für dich? - Pause -
Kl.: Hm. - Pause; atmet tief aus - Es ist nicht so schön, aber ich
kann es ja nicht erzwingen.
Th.: Ja klar, aber irgendwie ist es ja auch so ein symbolischer Ausdruck,
ne? Ist schon ein bißchen merkwürdig. Auf der einen Seite ist eine
absolute Zuversicht da, aber wenn du sie fließen lassen willst, so als
goldene Farbe, so symbolisch, geht die nicht in dich rein. So als wenn die Zuversicht
da wäre, aber nicht in dich reingeht. Irgendwie, da klemmt was. Da ist
irgendwas merkwürdig. Du verstehst, was ich meine, so symbolisch?
Kl.: Ja.
Th.: Als ob du von der Zuversicht weißt, aber die nicht in dir
drin ist, sowas. Okay. Was macht, was gibt dir denn noch Zuversicht? Hol mal
die Zuversicht, schau mal, wie sie ausschaut, symbolisch. Ja, welche Gestalt
taucht auf, welches Bild? - Wie sieht deine Zuversicht aus?
Kl.: Es taucht wieder nichts auf. - Pause -
Th.: Wie ist das für dich? Als ob da eine Verbindung abgerissen
wäre? Überall, zur Zuversicht. Hmhm. Vielleicht geht es auch gar nicht
anders. Vielleicht müssen erst wirklich diese darüber liegenden Konflikte
mit deinem Vater und deiner Mutter bearbeitet werden. Also so ein bißchen
abgerissen wirkt das schon alles. Da, weil kaum innere Bilder auftauchen, die
Räume dunkel sind und so weiter, als ob da der Zugang im Moment nicht so
gut ist. Weil zuerst der Papa und die Mama, dieses Thema, da oben drüberliegt.
So kommt es mir fast vor. So ein bißchen wie abgeschnitten. Und auch Jesus
taucht nicht auf, obwohl du einen guten Draht zu ihm hast, das ist schon merkwürdig.
Okay, laß deinen Vater noch mal auftauchen und deine Mutter. Schau mal,
ob du es dir vorstellen kannst in deiner Phantasie. Erinnerungsbilder, dein
Papa, laß ihn mal da sein.
Kl.: Kommt auch nichts.
Th.: Kommt auch nichts? Wie ist das für dich? Kannst du dir deinen
Papa nicht mehr vorstellen in deiner Phantasie? Sperrt da irgendwie was?
Kl.: Doch, ich ... - Pause -
Th.: Ruf ihn doch mal in deiner Phantasie, daß du dich mit ihm
unterhalten kannst. Daß du Kontakt aufnehmen kannst zu ihm. Einfach so
dich erinnern an ihn, dann ist er ja da, sowas. Schau mal, welches Erinnerungsbild
kommt.
Kl.: Nee, da kommt nichts. - Pause -
Th.: Wie ist das für dich? Welches Gefühl gehört dazu?
- Die Klientin atmet tief aus. - Wenn du das so wahr nimmst?
Kl.: - ächzt; Pause - Es kommt nichts, da tut sich nichts.
Th.: Hmhm, wie ist das für dich?
Kl.: Das ist eigentlich nicht schlimm.
Th.: Was für ein Gefühl dazu ist es?
Kl.: Ja, wenn das jetzt wäre, dann müßte ich ja auch
da wieder mehr sein, und das ist auch problematisch. - Pause -
Th.: Sag das mal ein bißchen genauer, was du damit meinst. Dann
müßtest du dort mehr sein, also mit deinem Vater mehr sein, oder
was?
Kl.: Ja, nee, äh wo ich Zuversicht eben habe, daß ich dann,
also, mehr für mich eigentlich sein muß. Das hat ja jetzt nichts
mit meinem Vater zu tun.
Th.: Ja, du mußt mit deinem Vater in dir, in deinem Erinnerungsreservoir,
Frieden stiften. Alles auflösen, alle Konflikte, die gelaufen sind, im
nachhinein befriedigen, wenn du so willst. - schnieft - Weil das ist ja, weil
das sind ja Aspekte in deinem Informationsspei-cher, wenn du so willst, die
halt Hintergrund von Krebs machen. Das ist ja die Beschäftigung mit dir
selbst. Du mußt dich mit dir beschäftigen. Ist das richtig? Du mußt
dich mit all dem beschäftigen, was du erlebt hast. Du mußt dich mit
deinem Vater und mit deiner Mutter beschäftigen, in dir. Verstehst du,
was ich meine? - Die Klientin bejaht. - Ja, deshalb wäre es wichtig, daß
du Kontakt zu deinem Vater und zu deiner Mutter aufnimmst. Deshalb ist es ein
bißchen auffällig oder merkwürdig, daß du keinen Zugang
dazu hast. Das ist ein bißchen wie abgeschnitten, weil zu, wäre zu
belastet oder so kommt es mir fast vor. Als ob der Zugang nicht mehr da ist.
Kl.: Ja, ist auch nicht da. Das sind nur Äußerlichkeiten an
der Obefläche. Daß ich einfach dafür da bin, wenn sie irgendwas
braucht, daß sie ihre Sachen hat.
Th.:
Ja klar, aber du brauchst den Zugang in dir zu ihnen. Das ist ja wichtig.
Du hast ja deinen Vater und deine Mutter abgeschnitten. Das ist ja das Alarmzeichen,
meine ich damit. Du bist ja nicht mehr in Kontakt mit ihnen in dir, verstehst
du? So, wie Gefühle abgeschnitten, will ich nicht mehr, ist neutral.
Kl.: Ja, neutral. Das habe ich ja bewußt gemacht.
Th.: Das ist ja das gefährliche, das Falsche. Das ist ja keine Auseinandersetzung,
das ist ja Verdrängung. Hab ich nichts mehr mit zu tun, tut mir weh, will
ich nichts mehr mit zu tun haben. Das ist ja das Gefährlichste, was es
gibt.
Kl.: Daß ich einfach meinen Frieden habe.
Th.: Du hast ihn nicht! Der Krebs zeigt dir gerade, daß es um Leben
und Tod geht, und da mußt du hingucken. Das ist ein Scheinfrieden. Deshalb
ist der Krebs ja so stark, du hast den Frieden ja nicht. In dir tobt ein Kampf
auf Leben und Tod. Und du stellst dich gerade im Moment ein bißchen dahingehend,
daß du damit nichts zu tun haben willst. Ja, kriege mal mit, was da läuft.
Das ist eigentlich ein Drama, was in dir läuft. Du hast so ein bißchen
den Punkt von, äh, abgeschnitten, denn ich habe ja mit nichts mehr was
zu tun. Selbst deine Zuversicht kommt nicht mehr. Selbst Jesus kommt nicht mehr,
wenn du ihn rufst. Ist schon ein verdammtes Drama, würde ich mal sagen.
Du verstehst, wie ich es meine? - Die Klientin bejaht. - Ich gucke es immer
rumgedreht. Ich guck, was ist denn los. Ja, natürlich willst du deinen
Frieden haben, und du kriegst ihn aber nur, wenn du dich wirklich tief auseinandersetzt
und in dir ganz tief deinen Frieden machst mit deinem Vater und deiner Mutter.
Deine Mutter in dir wieder liebst. Nicht da die im Außen, die ist für
uns unwichtig. Aber in dir mußt du sie lieben oder wenigstens Neutralität.
Ja. In dir mußt du deinen Vater auftauchen lassen können, der lächelt
dann oder hat irgendwas Ange-nehmes, Schönes. Also du mußt mit ihr
in Kontakt sein, mit allem. Wenn nicht, ist das ein Ausdruck von: Du bist abgeschnitten,
ja? Abgeschnitten heißt, immer mehr Richtung Tod. Und Lebendigkeit heißt
immer, mit allem verbunden, mit allem klar kommen, mit allem in Harmonie sein.
Abgeschnitten ist genau der andere Pol, nichts mehr wahrnehmen, alles dunkel,
alles schwarz, ich spür nichts mehr, ich fühl nichts mehr, ich bin
neutral. Die Sache ist letzten Endes Verdrängung, ja? Deshalb muß
der Krebs auf der Körperebene einfach die Energie ausdrücken, wenn
du so willst. Also so ein Zusammenhang ist immer da.
Kl.: Hm.
Th.: Also meine Philosophie ist, das was dahinter ist, habe ich ja zum
Schema rübergebracht, das ist so ein Punkt von, du mußt mit dir,
in dir, mit deinen Eltern klar kommen, im Nachhinein, Frieden schließen.
Das kann man dummerweise nicht verbal machen. So nach dem Motto, ich will jetzt
den Frieden haben, Schluß jetzt.
Kl.: Ja nee, aber, aber den habe ich ja auch in mir geschlossen.
Th.: Nee, den hast du nicht. Dein Vater kann noch nicht mal auftauchen
als Bild. Du hast ihn verdrängt, deinen Vater. Also wenn kein Bild mehr
von Vater und Mutter auftaucht, ist es ein Alarmzeichen. Du hast sie weggesteckt.
Sie tauchen nicht mehr auf, so gut sind die verdrängt in dir. Ja, du kannst
ja noch nicht mal ein Erinnerungsbild an deine Mutter holen. Hol sie doch einmal
herbei. Und dann siehst du ja, daß du ja nicht den Frieden hast, sondern
du heulst ja, du bist ja wütend. Die Gefühle müssen wieder hoch,
die müssen raus, müssen, äh, ausagiert werden.
Kl.:
Ja, wenn ich sie jetzt, wie heute morgen, herbeihole, dieses Bild, wie sie wieder
die Blumen mir, also seit zwei Tagen mich nervt, weil meine Tochter, ich habe,
ihre Blumen hat sie mir mit runtergegeben, sie hat also auf dem Balkon Blumen
in ihrer Studentenwohnung. Hab ich ihr das gemacht in ihrem Zimmer. Und die
hat sie neu angepflanzt, und da habe ich den Oleander und die Palme, hat sie
mir mit runtergebracht. - Pause -
Th.: Ja.
Kl.: Daß sie überwintert wird.
Th.: Ja.
Kl.:
Und dann habe ich einen Topf geholt. Die habe ich also, sie hat sie draußen
im Freien stehen gelassen, und habe sie, wollte sie umtopfen, einen Topf geholt.
Und da war es einen Tag gestanden, und da hat sie wieder Töpfe raus, und
wollte sie rein tun. Und da habe ich gesagt: Laß das. Ich muß Töpfe
holen, ich brauche da andere. - Ja, ich habe Töpfe, kannst nehmen. - Da
habe ich gesagt, die Töpfe kann ich nicht nehmen. Ich brauch andere, ich
hole welche. - Ja, ich habe auch keine Erde. - Da habe ich gesagt, ich hole
Erde. - Ja, ich habe da noch - da hat sie plötzlich wieder die eine schon
halb eingepflanzt. Da habe ich gesagt, mit der Erde kannst du sie nicht einpflanzen.
Da brauche ich die Erde, die ich immer habe. Dann blühen sie, meine blühen
oben wunderbar. Laß das bitte sein, ich hole Sachen. - atmet tief aus
- Und da habe ich gestern die Sachen geholt. Was hat sie gemacht heute früh?
Hat schon wieder eingepflanzt!
Th.: Hmhm. Frag dich, was ärgert dich daran.
Kl.: Dann kommt die C. Ach, ich habe die Töpfe eingepflanzt, deine
Blumen.
Th.: Hm, was ärgert dich daran?
Kl.: Daß sie sich immer da reinhängt. Daß sie da also Sachen
macht, wo sie eigentlich nichts mit zu tun hat.
Th.: Warum ärgerst du dich denn da drüber?
Kl.: Weil ich die eben, weil ich das anders abwickeln wollte.
Th.: Richtig! Ich will dir jetzt nur damit sagen, ganz knallhart formuliert:
Sie kann machen, was sie will. Du kommst damit nicht klar. Es ist dein Problem,
das meine ich damit. Ja. Sie ist perfekt richtig, sie kann so schlimm sein,
wie sie will, sie hat ein Recht darauf, so zu sein, wie sie ist. Du kommst nicht
damit klar.
Kl.: Ja, ja.
Th.: Du ärgerst dich darüber. Entweder mußt du das in
dir klar machen, daß die, was immer die macht, dich nicht mehr ärgert,
du sie einfach irgendwie liebhaben kannst. Oder die andere Möglichkeit
ist, dringend von ihr wegziehen, damit du nicht ständig den Auslöser
hast. Weil, du ärgerst dich, kannst ihn aber nicht rauslassen, ja? Wenn
dir ständig einer ans Bein pinkelt oder tritt oder was auch immer macht,
und du kannst es nicht rauslassen, macht er dich ständig fertig. Deine
Mutter ist stärker wie du. Die überlebt dich, wenn du so weiter machst.
Ja? Das ist jetzt mal knallhart formuliert. - Die Klientin bejaht. - Die ist
stärker. Du liegst unter der Erde, weil du deinen Krebs nicht hinkriegst,
weil du dich nicht durchsetzt. Die hat alle überlebt, die ist stärker.
- Die Klientin bejaht. - Die ist nicht falsch, die ist stark. Krieg's doch mal
mit, daß es rumgedreht ist. Wenn du dich nicht abgrenzen kannst, weil
es dir weh tut, weil du Angst hast vor Ärger, Auseinandersetzung oder was
auch immer, dann ist die stärker. So ist es auch mit deinem Vater. Das
meine ich.
Du hast deine Mutter nicht wirklich überwunden. Du hast nicht wirklich
Frieden geschlossen in dir. Die braucht nur ein paar Blütentöpfe selbst
anzupflanzen, schon hast du wieder deinen Ärger. Das meine ich damit. Deshalb
sage ich auch, wenn du das in der Innenwelt auftauchen läßt, muß
deine Mutter kommen. Und die muß toll sein, die muß normal sein,
die ist so, wie sie ist, wau! So! Weil es nicht so ist, kannst du dir noch nicht
mal leisten, sie in der Innenwelt auftauchen zu lassen. Die ist abgetrennt,
weil du hast solche Wut, so einen Ärger, so eine gesammelte Geschichte
über sie, daß du nur noch eins sagst: Nix. Ich will nichts mehr mit
ihr zu tun haben. Ich will Frieden haben, Frieden haben. Es ist ja kein Frieden,
es ist Abgeschnittenheit. Verstehst du, was ich meine? Und die Bilder, die du
bisher so präsentierst, haben ein sehr hohes Maß an Abgeschnittenheit.
Das ist gefährlich sogar. Weil das ist ja nicht
wirklich die Verbindung zum Lebendigen. Und, symbolisch ausgedrückt, ist
auf der Körperebene dann der Krebs dann da. Der sagt, der Krebs sagt: Ich
will nicht mehr leben. Der Krebs sagt: Tod. Der symbolisiert Tod. Wenn du ganz
viel Abgeschnittenheit hast, muß irgendwo dieses sich ausdrücken,
ne? Es gibt Leute, die werden dann depressiv, die werden dann unbeweglich. Und
es gibt Leu-te, wo es akut ist, das, was Hamer rausgefunden hat, dann gibt's
halt Krebs. Das heißt: Programm - Ich will nicht mehr leben. Mit einem
ganz aktuellen Konflikt-hintergrund, ja? Also von daher mußt du an der
Stelle ganz, ganz wach werden. Du hast einen ganz aktuellen Konflikt mit deinem
Vater, noch nicht verarbeitet, und mit deiner Mutter, ständig. Entweder
machst du jetzt intensive Aufarbeitung mit deiner Mutter, oder ziehst schnellstmöglich
weg, suchst dir 'ne schöne Ecke, wo du mit deiner Mutter nichts mehr zu
tun hast. - Die Klientin atmet tief aus. - Aber, das ist noch die Frage, ob
du es damit auch schaffst, denn die arbeitet ja im Kopf weiter, ja? Verstehst
du, was ich meine? Du läßt sie ja alleine. Die schickt dir ja dann
Briefe, ruft dich an. Sagt: Kind, was kannst du denn machen, ich bin ganz allein.
Kannst dir ja vorstellen, was die alles macht! Du mußt sie ja in dir loslassen.
Das muß dir ziemlich egal sein, noch nicht mal bösartig, noch nicht
mal abgeschnitten. Das ist aber so ein Entwicklungsprozeß, den macht jeder
Mensch durch. Irgendwann muß man mal die Eltern loslassen. Und ich denke,
da müßtest du ganz intensiv mitarbeiten, dran arbeiten. Das scheint
mir das Wesentlichste zu sein. Auch im Vergleich zu anderen Leuten, und denen
geht es ähnlich, na. Ich, wir haben schon einige Leute hier gehabt, mit
Brustkrebs, die fast dasselbe Thema hatten: Nichtloslösung von den Eltern.
Es ist überall auch das Thema. Spätestens in dem Alter muß man
sich losgelöst haben von den Eltern. Und das heißt nicht, daß
es ...
Kl.: Ja, ich habe mich aber losgelöst!
Th.: Nein, hast du nicht! Nicht, wenn die die Blumentöpfe umpflanzt,
und du ärgerst dich, dann bist du nicht losgelöst!
Kl.: Hach!
Th.: Die zeigt dir ja ...
Kl.: Ja, es würde mich auch bei anderen ärgern, wenn die in
meine Sachen reinpfuschen!
Th.: Ja, dann bist du nicht frei. An der Stelle heißt es doch mal
dummerweise: Du bleibst liebevoll, weil du siehst, die Frau ist einfach eigenartig.
Die Frau will einfach Zuwendung, die Frau, was auch immer. - Die Klientin atmet
tief aus. - Du hast dich vielleicht formal losgelöst und machst, was du
willst, aber innerlich nicht! Du bist wütend auf sie. Sie braucht ja nur
den Blumentopf umzupflanzen, und schon ärgerst du dich. Verstehst du, dieses
Loslassen muß ganz tief passieren. Und letztendlich einem tiefen Ver-ständnis
weichen. Und wenn du dir das Tonband nochmal anhörst, wir waren an einer
bestimmten Stelle, bist du stockwütend auf deine Mutter, wie die mit deinem
Vater umgegangen ist und so weiter. Und das ist alles in dir abgespeichert,
als Erinnerung. Und das meine ich mit: Diese Erinnerungen müssen alle bearbeitet
werden.
Kl.: Und wie kann ich die bearbeiten?
Th.: Na, grade so, wie wir das gemacht haben. Wir waren ein bißchen
drin, vorhin. Und dann kamen Gefühle hoch, dann hast du geweint, dann kam
Verzweiflung hoch. Das muß raus. Das ist quasi, ich sag das mal symbolisch,
das ist quasi von dem, wo der Krebs von lebt. Der lebt von der Energie.
Kl.: Ja, von den Gefühlen, das stimmt ja.
Th.: Ja, genau. Wenn die alle draußen sind, dann hat er keine Basis
mehr. So sieht das aus. - Die Klientin atmet tief aus - Du mußt eigentlich
quasi in die Wut über deine Mutter zurück. Du mußt in die Verzweiflung,
du mußt in die Sehnsucht, du mußt in die Traurigkeit, zu deinem
Vater, zu deiner Mutter. All die Sachen, die gespeichert sind, arbeiten ständig
weiter. Du kannst sie ja nicht abschneiden, ne? Du kannst es machen, aber damit
sind sie nicht aufgelöst, ne? Wir sagen, ich sage, geh in deine Geschichte
zurück! Geh in den Moment zurück, wo deine Mutter deinem Vater irgendwas
antut, und dir tut es weh. Und dann sag zu deiner Mutter: Stop! Oder was auch
immer. Ja, du mußt quasi neu handeln in dir. Deshalb braucht es ja auch
ein bißchen Zeit, das alles aufzuarbeiten, aber es geht.
Kl.: Jetzt, zum Beispiel, an dem heutigen Beispiel, mit den Blumentöpfen,
was muß ich da machen?
Th.: Du müßtest jetzt in deiner Erinnerung nachgehen. Und
müßtest den Blumentopf vielleicht ihr aufknallen und sagen: Jetzt
ist Schluß! Du läßt sofort die Finger davon, und du entschuldigst
dich bei mir, und du machst jetzt endlich, was ich will! So was. Weil, es ist
deine Mutter in deinem Kopf. Es geht ja nicht, um die Mutter draußen!
Sondern deine Mutter in deinem Kopf muß sagen: Ja, Kind, okay, mach mal,
ich mach das nie wieder! Ja? Dann sagst du: Endlich! Ja? Verstehst du, diese
Art von Wahrnehmung mußt du in deinem Kopf haben. Momentan ist es so,
wie: Die macht, was sie will, diese Frau!
Kl.: Also ich muß jetzt in meinem Kopf das bearbeiten?
Th.: Richtig.
Kl.: Und muß sagen: Eh, das ist okay, was sie gemacht hat?
Th.:
Nee, du mußt ehrlich sein in deinem Kopf! Und es könnte zum Beispiel,
als Beispiel bedeuten, daß du ihr sagst: Ich pflanze jetzt den Blumentopf,
und du machst es nicht! Und du sagst..
Kl.: Aber nur im Kopf? Das muß ich ihr persönlich nicht sagen?
Th.:
Nein, nein, nein, die da draußen ist doch unwichtig. Deine Mutter hat
doch nur über deinen Kopf Einfluß auf deinen Krebs. Nicht da draußen,
das interessiert uns ja nicht. In deinem Kopf muß sie lieb sein und nett
sein. Und alles machen, was du willst, als Beispiel, ja? Weil, verstehst du,
die Ablösung erfolgt ja doch im Kopf! Wenn du sie in deinem Kopf abgelöst
hast, dann kannst du ihr tatsächlich draußen, in der Realität,
auch ein bißchen anders begegnen.
Kl.: Hmhm.
Th.: Weil, dann hast du keine großen Konflikte mehr. Du hast es
ja gelöst in dir.
Also, verstehst du, was ich meine: Die Ablösung muß immer ganz tief,
im Kopf, passieren. Wo sonst? Geht ja nur in deinem Kopf. - Pause; atmet tief
-
Kl.: Ja.