Psychosoziale Merkmale der Spontanheilung

Prof. Dr. W. M. Gallmeier (Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie, gefördert von der Deutschen Krebshilfe):

 Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.

Der Artikel "Psychosoziale Merkmale der Spontanheilung - Überzeugungen, Emotionen, Verhaltensweisen" von Caryle Hirshberg der Zeitschrift CO'MED (10/98) analysiert negative und positive Faktoren, die bei Krebspatienten innere Ressoucen mobilisieren und Selbstheilungskräfte aktivieren. Hirshberg gibt für das Phänomen der Spontanheilung sechs Kategorien vor:

"Reine Remission": Spontanheilung ohne jegliche allopatische Behandlung

Remission bei inadäquater medizinischer Behandlung

Gleichgewichtszustand oder verzögerte Progression: Phänomen einer hinausgezögerten Metastasierung

Langfristiges Überleben: Weiterleben über die statistische Lebenserwartung hinaus

Komplementäre oder Komplexremission: Komplex traditionneller und komplementärer Behandlungsmethoden (z. B. psychospirituelle Praktiken wie Meditation, Arbeit mit Bildern, spezielle Diäten)

Wunderheilungen (plötzliche, endgültige, unerklärliche Genesung

Wissenschaftliche Basis Hirshbergs Analyse sind eine Reihe von Studien, die positive und negative Faktoren, die eine Spontanheilung begünstigen, aufzeigten. Die Autorin betont jedoch, daß die Umgangsweisen mit Krebs unterschiedlich seien und noch viele andere Faktoren wie Vererbung, Ausmaß der Erkrankung, Verfügbarkeit wirksamer Behandlungsweisen und sozialökonomische Faktoren gleichermaßen ausschlaggebend seien. Jedoch nur das Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele könne eine Spontanheilung bewirken. Positiven Einfluß darauf habe ein "unbedingter Überlebenswille, ... das Ausdrücken von Gefühlen positiver wie negativer Art und ein tiefgreifendes,... lebendiges Selbstgefühl". Therapiemethoden, die zu einem Gefühle des Weiterwerdens, zu einem Gefühl der Liebe und Entspannung verhelfen könnten sowie Arbeit mit inneren Bildern aktivieren die Selbstheilungskräfte.

Studien belegten, daß negative Affekte mit Erkrankung, vor allem mit Krebs und Herzerkrankungen sowie die Unterdrückung von negativen Affekten, eine Krebserkrankung begünstigen. Auf der anderen Seite wirke sich die Fähigkeit, negative Gefühle abzublocken, die durch eine Diagnose hervorgerufen würden, positiv aus. Der Placebo-Effekt könne die Genesung bei Krebs signifikant beeinflüssen. Ein als Wundermittel gepriesenes Medikament steigere die "Errettungserwartung" des Patienten und rege die eigenen Selbstheilungskräfte an, wenn auch das Medikament absolut wirkungslos sei.

Im zweiten Teil des Artikels beschreibt Hirshberg Charakteristika des Überlebens: "Diese Flexibilität, eine Bereitschaft, alles zu tun, was als sinnvoll eingestuft wird, Lust am Abenteuer, an gefahrvollen Herausforderungen, Engagement und eigenes Einflußvermögen ... , kongruentes Verhalten, ein Verhalten, das mit den tiefsten - vor der der Krise oft nicht ausgesprochenen - Überzeugungen einer Person in Einklang stünde". Außerdem werde eine vertraute und intensive Beziehung zu einem Partnter/einer Partnerin als außerordentlich wichtig eingestuft. Dieses Gefühl des Verbundenseins könne alternativ in einer Selbsthilfegruppe mit engem Gruppenzusammenhalt geschaffen werden.

Hirshberg weist darauf hin, daß noch viele Faktoren, die den Menschen aus einem ganzheitlichen Blickwinkel betrachteten, analysiert werden müßen: "Es bleibt noch eine Menge zu tun".

Im Gespräch mit Dr. Gyorgy Irmey, dem ärztlichen Direktor der GfBK sagte sie im Frühjahr 1998: "Die Kranken machen sich auf die Suche nach unterstüzenden Therapien, weil unsere Standardmethoden, die Krebszellen abzutöten, den Organismus erschöpfen. Wenn der Patient sich schwach fühlt, Energie verliert, dann sucht er Behandlungsmethoden, die ihn stärken und Ärzte, die solche Therapien anwenden, die ihm Hoffnung vermitteln. Somit sind solche ergängenzen Behandlungen angemessen, unabhängig davon, ob sie direkt zerstörerisch auf den Tumor wirken oder nicht" (Mitteilungen für Mitglieder, Förderer und Freunde der Biologischen Krebsabwehr, Ausgabe Nr. 58, Mai 1998)

Buchempfehlung:

Caryle Hirschberg, Marc Ian Barasch: "Gesund werden aus eigener Kraft - Spontanheilung bei Krebs", Droemersche Verlagsanstalt Th. Kaur, München 1997

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Kommentar eines Synergetik Therapeuten zu ,,Gesund werden aus eigener Kraft" (Hirshberg u.a.)

Einige sehr persönliche Anmerkungen.

Die Lektüre dieses Buches hat mich sehr beeindruckt. Insbesondere fand ich es aufregend, die verschiedenen Möglichkeiten zu tieferen Einblicken in die dargelegten Krankengeschichten wahrzunehmen. Faszinierend war für mich die Möglichkeit, an zahlreichen Beispielen das Zutreffen der Annahmen der Neuen Medizin von Dr. Hamer zu erkennen, sowie die ganze Breite des anband der verschiedensten Fälle aufgezeigten Spektrums der psychosozialen Unterstützung und der spirituellen Erfahrung mit dem zu vergleichen, was mir einerseits aus persönlichem Erleben aus der Synergetik-Ausbildung sowie durch eigene Erfahrung bekannt ist und andererseits durch Stanislav Grof in brillanter Weise systematisch dargestellt wird. Ich halte das Buch für Synergetik-Therapeuten für unverzichtbar wertvoll, wünsche jedem, daß er es nicht nur einmal lese. Möglicherweise ist es auch hier so, daß dieses Buch nach jeder Erweiterung der persönlichen therpeutischen Kompetenz neue Anregungen geben kann.

Im Schlußkapitel ,,Auf dem Weg zu einer neuen Medizin" wird folgerichtig ein neues Paradigma für die Medizin eingefordert. An dieser Stelle fühlte ich mich sehr lebhaft an eine Stelle aus Gregory Bateson ,,Ökologie des Geistes"1 erinnert, in der er schonungslos mit der Medizin in's Gericht geht, ihr den Charakter der Wissenschaftlichkeit gänzlich abspricht. Nach meiner Überzeugung ist mit mehr geistiger Disziplin (,,Wissenschaftlichkeit?") mit strukturellem Denken (statt an den Inhalten zu kleben) und vor allem mit systemischem Denken eine große Chance gegeben, den Weg zu neuen Heilungschancen zu öffnen. Es ist zu hoffen, daß es im Zeitalter der ungehinderten Informationsausbreitung durch das Internet mit zunehmender Beschleunigung Allgemeingut wird, daß jeder Mensch als ein System, charakterisiert sowohl durch komplexe Detailliertheit als auch durch komplexe Dynamik, zu betrachten ist.

Angesichts der makabren Erfolglosigkeit der Schulmedizin, die in diesem Werk so ganz nebenbei im grellen Licht steht, möchte ich am liebsten jedem Schulmediziner eine Lektüre wie z.B. D. Dömer, ,,Logik des Mißlingens"2 heimlich auf den Nachttisch legen...

In eindrucksvoller Weise wird bei der Lektüre dieses Buches aber auch der erbitterte Widerstand des medizinischen Establishments sichtbar. Es ist offensichtlich ein übergroßer Schmerz, liebgewordene Denkgewohnheiten (und vielleicht ein absurdes Gefühl von ,,Sicherheit"?) aufzugeben...

Thomas Hantschick

1 Gregory Bateson,, Ökologie des Geistes",

2 Dörner, Dietrich (1989). Die Logik des Mißlingens. Problemlösen in komplexen Situationen. Reinbek: Rowohlt